SAP und Produktion – ein besonderes Verhältnis
Die Einschätzung dürfte kaum Widerspruch provozieren: SAP ist seit Jahrzehnten der weltweit führende Anbieter von Unternehmenssoftware. Die Anwendungen für die kaufmännische und administrative White-Collar-Welt sind häufig der Benchmark, an dem sich der Markt orientiert. Mit der Blue-Collar-Welt tut sich SAP dagegen seit eh und je schwer. So boten die Walldorfer lange Zeit gar keine spezielle Lösung für den Einsatz im Shopfloor an. Für Planung und Execution in der Produktion waren lediglich ein paar Funktionen im ERP-System geeignet. Das hat sich mittlerweile gewandelt. 2008 hat SAP den US-amerikanischen Softwareanbieter Visiprise übernommen. Dessen Manufacturing-Execution-System steht Industrieunternehmen seither unter dem Namen SAP Manufacturing Execution (SAP ME) zur Verfügung. Den Datenaustausch zwischen den Maschinen und Anlagen auf der einen Seite und dem ERP-System auf der anderen managt SAP Manufacturing Integration and Intelligence (SAP MII) im Zusammenspiel mit SAP Plant Connectivity (SAP PCo). Und für die Produktionsplanung kann SAP Supply Chain Management (SAP SCM) – auch als SAP Advanced Planning and Optimization (SAP APO) bekannt – genutzt werden.
Mehr Angebote im Produktionsumfeld
In der jüngsten Vergangenheit hat SAP sein Engagement im Produktionsumfeld noch einmal verstärkt – was angesichts der anhaltenden Debatte um Industrie 4.0 und Internet of Things nicht verwunderlich ist. Denn wenn die Prognosen auch nur halbwegs zutreffen, liegt hier enormes Potenzial. Ein Beispiel für die Bemühungen von SAP ist das SAP Asset Intelligence Network (SAP AIN), das 2016 vorgestellt wurde. Über die Cloud-basierte Plattform sollen Anlagenbetreiber, Hersteller und Dienstleister Daten austauschen – von Bedienungs- und Instandhaltungsanleitungen über Spezifikationen und Ersatzteillisten bis zu Sensordaten zum aktuellen Zustand. Das gesamte IoT-Portfolio bündelt SAP unter der Brand SAP Leonardo. Hier finden Unternehmen Big-Data- und Konnektivitätsanwendungen, mit denen sich Produkte, Maschinen und Anlagen sowie die gesamte Infrastruktur vernetzen lassen. SAP – so lässt sich spekulieren – dürfte sich selbst heute als einen der führenden Player im Produktionsumfeld wahrnehmen.
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Jetzt zum Webinar anmeldenSAP konkurriert mit MES-Nischenanbietern
Die fertigenden Unternehmen sehen das aktuell noch anders. SAP scheint für sie bislang nicht die erste Wahl zu sein, wenn es darum geht, die Prozesse im Shopfloor zu unterstützen. Das hat nach unserer Einschätzung einen wesentlichen Grund: Zwar finden sich im Portfolio von SAP heute alle Technologien, die benötigt werden, um eine Vielzahl von herkömmlichen und von Industrie-4.0-Szenarien zu realisieren. Das Angebot wird von einem Teil der Anwender aber als sehr komplex eingestuft und eine Implementierung deshalb mit hohem Aufwand und entsprechenden Kosten verbunden. Gerade für viele mittelständische Unternehmen kommt SAP in der Produktion deshalb nicht infrage – obwohl fast immer ein ERP-System von SAP im Einsatz ist. Stattdessen setzen sie auf ein Manufacturing-Execution-System eines spezialisierten Nischenanbieters und binden dieses über Schnittstellen an die kaufmännische Systemwelt an – mit allen Nachteilen, die eine solche Pseudo-Integration bedeutet.
Lösung vom SAP-Partner ist Alternative
Nun zeichnet sich für den Bereich der Produktionsplanung eine interessante Änderung der SAP-Strategie ab: In der Echtzeit-ERP-Suite SAP S/4HANA sind bereits einige Planungsfunktionen aus SAP APO direkt integriert und damit leicht nutzbar. Weitere Features für die Planung werden entwickelt und sukzessive in SAP S/4HANA ergänzt. Die Produktionsplanungswelt verschmilzt also mit der ERP-Welt. Für die Execution allerdings bleibt auch künftig SAP ME die einzige Möglichkeit – zumindest das einzige Lösungsangebot, das direkt von der SAP kommt.
Es gibt aber auch eine äußert smarte Alternative, die auf original SAP-Technologie basiert: So entwickeln wir als SAP-Partner eine ME-Applikation, die von SAP selbst zertifiziert wurde und sich nahtlos in die bestehende SAP-Systemlandschaft integrieren lässt. Das reduziert zum einen radikal Komplexität und Kosten. Zum anderen stehen alle im ERP-System vorgehaltenen Daten und Funktionen schnittstellenfrei zur Verfügung – zusätzlich auch alle Möglichkeiten der modernen vertikalen Integration. Die Erfassung von Maschinendaten und Betriebsdaten wird somit zum Kinderspiel. Und: Die Applikation läuft nicht nur unter SAP ERP, sondern auch unter SAP S/4 HANA. Hier kommt es dann zu einer äußerst spannenden Symbiose von herkömmlichen ERP-Funktionen, Produktionsplanung und -optimierung sowie MES-Funktionen.
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